Mitarbeiter: Bastian Kramer
Auftraggeber Überdachung: Stadt Herten
Als verhältnismäßig junge Stadt des Ruhrgebietes mit deutlichem Einfluss des Steinkohlebergbaus kann und muss Herten das Bild der Arbeiterstadt nicht verleugnen. Der neue ZOB entsteht an einem Ort mit entscheidendem Einfluss auf das Stadtgefüge. Einerseits die Wohn- und Geschäftshäuser aus den 60er und 70er Jahren mit erkennbarem Renovierungsbedarf, andererseits das wenig schmeichelhafte Gebäude des Herten Forums, geben den angrenzenden Neubauflächen und dem ZOB die Bedeutung eines Initials für stadträumliche Entwicklung dieses Stadttores.
Schriller, lauter, bunter ist hier falsch und für Jahrzehnte nicht wieder zu heilen.
Eine Aufwertung der Kaiserstraße zum Eingang in die Innenstadt kann die Wende herbeiführen, dass es sich wieder lohnt hier ein Geschäft zu betreiben, ein Büro zu mieten, ein Gebäude instand zu setzen, zu investieren. Ein Teil dieser Aufwertung ist der neue ZOB mit seiner Überdachung.
Die Fläche der beiden Dächer bestehen aus einer allseitig verkleideten Stahlkonstruktion. In Stahlbetonfundamente eingespannte Rundrohre mit ca. 250 mm Durchmesser stützen ein Trägersystem aus Doppel-T Walzprofilen mit einer Konstruktionshöhe von 360 mm. Die Fläche bildet ein Trapezblech, das in die unteren Flansche der Träger eingelegt wird. Die Dachabdichtung besteht aus EPDM Kautschuk Bahnen, die vollflächig auf einer Schalung verklebt werden. Die Dachunterseite wird mit Alucobond Plattenmaterial verkleidet. Die Dicke der Dachscheibe beträgt weniger als 40 cm.
Die Verwendung dieser mit langer Erfahrung im Industriebau gebräuchlichen Materialien garantiert geringe Unterhaltsaufwendungen und eine gute Alterungsfähigkeit.
Entwässerungsleitungen sind in den Stützen geführt, Die Schräge der Dachfläche bildet das zur sicheren Ableitung des Regenwassers notwendige Gefälle.
Zur räumlichen Illuminierung des Daches werden zusätzlich LED Deckenfluter auf den Einrichtungsgegenständen unter der Überdachung montiert, die einen dezent schimmernden Schirm erzeugen.
Abhängig von der Außentemperatur wechselt die Lichtfarbe analog von kalt zu warm. Bei besonderen Anlässen kann die Dachfläche außerdem im gesamten Farbspektrum erstrahlen. Die zusätzliche Beleuchtung wird unabhängig vom Einschaltzeitpunkt der Straßenbeleuchtung geschaltet und wirkt so bei einsetzender Dämmerung der Verschattung unter dem Dach entgegen.
Der gesetzte Kostenrahmen erlaubt keine aufwändige Dachkonstruktion. Eine in anderen Städten übliche Stahl-Glaskonstruktion ist unter den gegebenen Bedingungen nicht zu realisieren. Auch die Wartungskosten wären hier deutlich höher. Die formale Reduktion führt hier auch zu einer realistischen Einhaltung des Kostenrahmens.
Die verwendeten Materialien sind ökologisch unbedenklich und vollständig recyclingfähig.
Die Dachfläche kann zudem vollständig extensiv begrünt werden oder auf ganzer Fläche mit Dünnschicht Photovoltaik Elementen genutzt werden. Letztere können bei guter Leistungsausbeute nahezu flach auf der Dachfläche aufgelegt werden.